Bereits zum 10. Mal lud die VR Bank Südpfalz zu ihrem Winzerforum ein und über 200 Winzerinnen und Winzer besuchten die renommierte Fachveranstaltung in der Kinck’schen Mühle in Godramstein. „Dass unsere Veranstaltungsreihe seit Beginn im Jahr 2006 eine konstant hohe Resonanz erfährt, zeigt, dass wir mit unseren Themen Ihr Interesse treffen“, so der Vorstandsvorsitzende der VR Bank Südpfalz und Moderator des Forums Christoph Ochs zu den Gästen. Von Beginn an als Impulsgeber und Referenten fester Bestandteil des Formats sind Oenologieprofessor Dr. Ulrich Fischer und Dr. Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt.
„Was macht Betriebe wirtschaftlich erfolgreich? Und welche Faktoren sind entscheidend dafür?“, fragte Oberhofer zu Beginn seines Impulsvortrages die Zuhörer. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten leide die Branche besonders unter den Kostensteigerungen – gerade Flaschenweinbetriebe, was zu geringeren Gewinnen führe. Bei den Fassweinbetrieben kommen noch die gesunkenen Preise hinzu. „Es wird allgemein weniger Wein getrunken bei höheren Kosten für den Erzeuger“, belegte Oberhofer mit Diagrammen. Um erfolgreich zu sein, müssen die erzeugte Menge pro Fläche und die Preise gesteigert werden sowie der Aufwand pro Liter verringert. Dabei auf Pflanzenschutz oder Düngemittel zu verzichten, sieht Oberhofer als falsch an: „Einsparungen dürfen nicht auf Kosten der Qualität oder Produktivität gehen.“ Der entscheidende Faktor für ihn ist, den Personalaufwand pro Hektar durch bessere Maschinen rationeller und sinnvoller darzustellen. Um wirtschaftlich zu arbeiten sei mittlerweile sowohl für Trauben- als auch Fassweinproduzenten eine bestimmte Betriebsgröße erforderlich, zog Oberhofer ein Fazit. Die Erlöse müssen überdurchschnittlich sein – die Personalkosten gering. „Reizen Sie Ihre Erträge je Hektar aus und sparen Sie nicht an der falschen Stelle“, so seine Empfehlung am Ende des Vortrages.
Erstmals in der Veranstaltungsreihe belebte eine Talkrunde das Format: Neben Oberhofer beantworteten Tino Klink, Abteilungsdirektor Firmenkundenbetreuung der VR Bank Südpfalz, und Stefan Burgun, Abteilungsdirektor KompetenzCenter Versicherungen der VR Bank Südpfalz, die Fragen des Moderators. Der aktuellen wirtschaftlichen Situation im Weinbau begegne die Genossenschaftsbank mit ihrem VR UnternehmerDialog Weinbau, der extra auf die Branche ausgerichtet ist, so Klink. Winzer und Berater betrachten das Risikomanagement gemeinsam und entscheiden darüber, wie man Handlungsfelder am besten angehen kann. Unter anderem auch das Absicherungsrisiko, fügte Burgun an. „Wir bieten einen umfassenden Versicherungsschutz im Weinbau – für Ihr Unternehmen, für Ihre Mitarbeiter und Kunden, und ganz besonders auch für Sie“, so der Experte und hob die Absicherung im Alter hervor. Die Digitalisierung habe im Weinberg wie im Keller Einzug erhalten, schlug Oberhofer die Brücke zur digitalen Entwicklung im Weinbau. „Es ist ganz wichtig, dass die Betriebe abwägen, was sie wirklich brauchen“, riet er. Eine besondere Entlastung für die Betriebsleiter sieht Oberhofer in der automatisierten Dokumentation der Arbeitsvorgänge. Um den digitalen Status Quo eines Unternehmens zu ermitteln, hat die VR Bank Südpfalz unter www.vrbank-suedpfalz.de/firmenkunden den DigiCheck eingerichtet. „Testen Sie in wenigen Minuten, wie digital Ihr Betrieb aktuell aufgestellt ist“, empfahl Klink.
Einen wachsenden Markt bedienen mittlerweile entalkoholisierte Weine und Schaumweine, wusste Oenologieprofessor Dr. Ulrich Fischer in seinem Vortrag zu berichten. Als beispielhaftes Erzeugnis hatte Fischer einen entalkoholisierter Chardonnay Schaumwein aus dem Weingut A. Diehl in Edesheim mitgebracht. Diehl selbst sagte, dass die Entalkoholisierung ein teures Verfahren sei, auch weil 20% Volumen verloren geht, aber die Nachfrage groß ist. Auch teilentalkoholisierte Produkte, wie ein Sauvignon Blanc mit vier Prozent Volumen würden dem Verbraucher Alternativen bieten. „Alkoholfreie Weine sind ein win-win-Produkt“, so Fischer. „Sie stellen eine eigene Getränkekategorie dar, die mit wertigen Elementen wie Rebsorte, geografische Herkunft und Namen des Weinerzeugers vom hohen Image der Weine profitieren.“
Als neues Segment im Premiumbereich präsentierte Fischer einen Pfälzer Crémant aus dem Weingut Borell-Diehl aus Hainfeld, welches laut Georg Diehl schon seit vielen Jahren nach dem Crémant-Verfahren versektet. „Unser Crémant nimmt den anderen Sekten keine Kunden weg – das ist ein eigener Markt“, betonte Diehl, dessen Weinbaubetrieb seinen Crémant hauptsächlich an Endkunden, Fachhandel und Gastronomie verkauft. Einen weiteren Pfälzer Crémant ließ Fischer vom Weingut Porzelt aus Klingenmünster probieren, dessen Stilistik ihn an die Pfälzer erinnert: Crémant Pfalz ist Sekt dusmond, nicht zu karg, puristisch…aber authentisch und markant – einfach gut. „Ein Crémant Pfalz würde maßgeblich zur Profilierung der Pfalz nach außen hin beitragen, da immer das Anbaugebiet genannt werden muss“, betonte Fischer. „Wichtig, dass wir nicht die dritte oder vierte Region sind, die ihren Crémant produziert.“
Grußworte an die Gäste richteten Weinbaupräsident Reinhold Hörner und die die pfälzische Weinprinzessin Hanna Spies. Hörner wies auf die aktuell schwierige wirtschaftliche Situation im Weinbau hin und appellierte an die Verbraucher, regionale Produkte zu angemessenen Preisen zu kaufen.
Am Ende eines informativen und kurzweiligen 10. VR-Winzerforums dankte Ochs allen Rednern und lud alle Gäste zum Dialog ins Erdgeschoss der ehemaligen Mühle ein, wo die „Junge Pfalz“ weitere Weine zum Buffet anbot.