„Ich freue mich ganz besonders, Sie in diesem Jahr wieder persönlich zu sehen“, begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende der VR Bank Südpfalz, Wolfgang Wiesner, 186 Mitgliedervertreter und rund 300 Gäste zur diesjährigen Vertreterversammlung der Genossenschaftsbank in der Jugendstil-Festhalle Landau. Coronabedingt konnte sich das höchste Organ der Bank in den letzten drei Jahren nur in digitaler Form treffen. Wiesner durfte zahlreiche Ehrengäste willkommen heißen, von denen Dietmar Seefeldt, Landrat des Kreises Südliche Weinstraße, Grußworte an die Versammlung richtete und der Bank für ihr regionales Engagement dankte – insbesondere für die Vinothek PAR-TERRE.
Der Vorstandsvorsitzende der Bank Christoph Ochs und seine Vorstandskollegen Jürgen Büchler und Clifford Jordan zeigten sich in einem überaus herausfordernden Umfeld mit dem erzielten Ergebnis der Bank sehr zufrieden. Der Krieg in der Ukraine und die in der Folge immer stärker werdenden Inflationstendenzen haben eine massive Zinswende ausgelöst, die den Markt nachhaltig beeinflusse, so Ochs. Vor allen Dingen stelle der sehr schnelle und heftige Zinsanstieg die Bankenwelt vor Herausforderungen.
Strategisch setzte die Bank den vor einigen Jahren eingeschlagenen Kurs „Wachsen – neue Ertragsfelder erschließen – Prozesse optimieren“ konsequent fort. Das Thema Nachhaltigkeit – als zusätzliche Komponente – habe mittlerweile Einfluss auf alle Bereiche der Aktivitäten der Bank. In der strategischen Stoßrichtung des Wachsens konnte das südpfälzische Kreditinstitut seine Bilanzsumme um 6,7 Prozent auf 2,899 Milliarden Euro steigern. Die positive Entwicklung zeigte sich im Anstieg des Kundenkreditvolumens um 163 Millionen Euro auf 2,181 Milliarden Euro. Neue Kredite mit einem Gesamtvolumen von 517 Millionen Euro wurden verliehen – verteilt auf 2.747 Konten. „Wir versorgen die Region mit Krediten“, betonte Ochs die volkswirtschaftliche Aufgabe seiner Bank als regionaler Kreditgeber für Privat- und Firmenkunden, die 2022 fast zu gleichen Teilen berücksichtigt wurden. Gerade im privaten Bereich sei von den Kunden die Beratung mittels Avatar sehr gut angenommen worden und hat der Genossenschaftsbank darüber hinaus für ihre Baufinanzierungsberatung inklusive Digital-Check die Auszeichnung „Beste Bank vor Ort 2023“ eingebracht, so der Bankvorstand stolz. Finanziert wurde das Kreditgeschäft durch ebenfalls angestiegene Einlagen der Bankkunden um 4,9 Prozent auf 2,033 Milliarden Euro.
Der starke Zinsanstieg hat zu einem erheblichen Bewertungsbedarf bei den eigenen Anlagen geführt. Diesen temporären Abschreibungsbedarf konnte die Bank unter Beibehaltung des strengen Niederstwertprinzipes Rechnung tragen. „Die jetzt aufgrund des Zinsanstieges notwendig gewordenen Abschreibungen werden uns in den nächsten Jahren ergebnismäßig wieder zufließen, da sie allesamt nur dem Zinsanstieg und nicht der Bonitätsverschlechterung geschuldet sind“, erläuterte der Vorstandsvorsitzende.
Das Eigenkapital konnte um 2,7 Prozent auf 308 Millionen Euro weiter ausgebaut werden, was Ochs mit Blick auf die wachsenden Kapitalanforderungen als sehr bedeutend sieht. Eine gute Ausstattung mit Eigenmitteln sei die Basis für weiteres Wachstum. Zum Eigenkapital gehören die Geschäftsguthaben der 51.422 Mitglieder.
Im Bereich alternativer Einnahmequellen entwickle sich das Geschäft mit Edelmetallen nach wie vor sehr positiv, so Ochs. Ebenso erhalte die VR ImmoRente mehr und mehr Zuspruch. „Mit der VR ImmoRente verschaffen wir dem Eigentümer einer Immobilie finanziellen Spielraum, ohne dass dieser sein Objekt verkaufen muss – was für viele das entscheidende Gefühl ist“, erläuterte Ochs. Steigende Erträge konnte der Bankvorstand auch aus den innovativen Geschäftsfeldern melden, die schon deutlich mehr als 10 Prozent des Betriebsergebnisses ausmachen, darunter die zwei erfolgreichen Projektentwicklungen in Burrweiler und Bad Neuheim. Weiter intensivieren will die Bank in die Partnerschaft mit der Raiffeisenkasse Bruneck in Südtirol, mit welcher enge und freundschaftliche Kontakte bestehen. Im abgelaufenen Jahr war die Bank Gründungsmitglied des Südpfalz Innovation Hubs. Hier sei das Ziel, gemeinsam mit regionalen Partnern die digitale Kompetenz in der Südpfalz zu stärken und die Region für digitale Geschäftsmodelle sowie Startups attraktiver zu machen.
Die dritte strategische Stoßrichtung der Prozessoptimierung wurde durch weitere Einführung der Avatarberatung und den konsequenten Ausbau der Verarbeitung durch Robotik weiter vorangebracht. „Mit „Robbi“, unserem digitalen Roboter, konnten im Jahr 2022 73.957 Prozesse automatisiert bearbeitet werden – ein Zuwachs von 55 % gegenüber dem Vorjahr“, belegte Ochs in Zahlen. Entsprechend konnte der Personalbestand durch natürliche Fluktuation von umgerechnet 347 Vollzeitkräften auf 343 reduziert werden. Sehr erfreulich sei die hohe Ausbildungsquote in den vielseitigen Ausbildungsberufen und Studiengängen. „Als leistungsstarker Premiumausbildungsbetrieb setzen wir auf Nachwuchs aus den eigenen Reihen“, betonte Ochs, „und würden gerne noch mehr junge Leute ausbilden.“
Die Versammlung genehmigte den Jahresabschluss 2022. Der Verwendung des Jahresüberschusses von rund 4,8 Millionen Euro mit Ausschüttung einer Dividende von 2,5 Prozent für die ersten 50 Geschäftsanteile und 1,55 Prozent für alle weiteren Anteile stimmten die Vertreter zu. Andrea Jung (Edenkoben), Rainer Jung (Venningen), Rita Rabold (Burrweiler) und Markus Reichling (Bellheim) schieden turnusgemäß aus dem Aufsichtsrat aus. Rainer Jung, Rabold und Reichling wurden von der Versammlung wiedergewählt. Andrea Jung konnte wegen Erreichens der Altersgrenze nicht mehr gewählt werden. Als Nachfolgerin wählte die Versammlung Claudia Frey aus Kandel neu in das Gremium. Weiter stimmte die Versammlung Änderungen in der Satzung zu und wählte die Vertreter aus ihren Reihen für den Wahlausschuss zur Vertreterwahl 2024.
Am Ende blickte Ochs zuversichtlich nach vorne: „Auch wenn wir von weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen und einem deutlich reduzierten Wachstum ausgehen, planen meine Vorstandskollegen und ich mit einem guten Jahresergebnis für das Jahr 2023.